Situations- und Problembeschreibung:
Geschlechtersensibilität im Gesundheitswesen zeigt sich derzeit noch überwiegend in der Frauen- sowie Public Health-Forschung; diese fokussiert auf das Gesundheits- und Krankheitsverhalten und das Krankheitsspektrum von Männern und Frauen, verbunden mit unterschiedlichen Lebenslagen und deren Auswirkungen auf Gesundheit und Krankheit. Auch Fragen der genderspezifischen Therapie sind mittlerweile im Blickfeld von Wissenschaft und Forschung. Eine erhebliche Vermittlungslücke besteht aber unter praktischen Gesichtspunkten. Der Stellenwert eines geschlechtersensiblen und diversitätsbewussten Zugangs in der Hochschullehre, in der Ausbildung wie auch später in der Berufspraxis in Deutschland ist erheblich entwicklungsbedürftig. Dies gilt auch für die Thematisierung der organisationalen Bedingungen der Leistungsproduktion unter Genderaspakten.
Schweden gehört mit dem 2001 ins Leben grufene Center for Gender Medicine in Stockholm nicht nur in Wissenschaft und Forschung zu den Wegbereitern für ein gendersensibles Gesundheitswesen, sondern ist auch im Transfer wegweisend. Dies wird sicherlich begünstigt durch soziale und kulturelle Rahmenbedingungen. Eine kulturvergleichende Analyse der Managementstile (vgl. zusammenfassend Wolf, 2009) zeigt in den betrieblichen Teilfunktionen der Unternehmensführung, des Marketings und des Personalwesens skandinavische Stärken, die auch für Deutschland ein vielversprechender Ausgangspunkt bei der Konzipierung von Personal- und Organisationsentwicklung sein können.
Ziel/ Auftrag:
Forschungs- und Entwicklungsziel des Projekts "ampaq: Aktion, Mitarbeiterzufriedenheit, Patientenzufriedenheit und Qualität im deutschen Gesundheitswesen" ist ein durch skandinavische Vorbilder inspiriertes und in Deutschland erprobtes Set von Verfahren und Instrumenten ("Toolbox"), mit dem das Management, die Führungskräfte und die Beschäftigten in Kliniken und anderen Betrieben der Gesundheitswirtschaft das Thema „Gender" aufgreifen und in den Alltag der medizinischen und pflegerischen Versorgung intergrieren können. Ein Netzwerk wird den Gedanken der Gendersensibilität im nordrhein-westfälischen Gesundheitssystem weitertragen.
Inhalt:
Nach skandinavischem Vorbild wird im Projekt ampaq eine Toolbox zur Bearbeitung der Gender-Thematik für die Gesundheitswirtschaft in Nordrhein-Westfalen entwickelt, erprobt und implementiert. Dazu werden auf den Feldern der gendersensiblen Behandlung und Pflege und der gendersensiblen Personal- und Arbeitsorganisation skandinavische Verfahren und Instrumente transferiert, kulturell adaptiert und im nördlichen Münsterland bis hin zu einem ersten Prototyp einer Toolbox erprobt. Dieser Prototyp wird an weiteren Standorten in NRW eingesetzt, angefüllt und modifiziert. Die Verbreitung der Toolbox wird durch die Erstellung und den Vertrieb eines Handbuchs und die Schulung von Multiplikatoren sowie den Aufbau eines Netzwerks unterstützt.
Beteiligte:
Das Projektkonsortium ampaq besteht aus HeurekaNet - Freies Institut für Bildung, Forschung und Innovation e.V., mpool consulting GmbH, Mathias Hochschule Rheine GmbH, Albatross UG und Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe DBfK Nordwest e.V. Weiterhin beteiligt sind in der ersten Phase der Erprobung und Adaption der Referenzinstrumente verschiedene Einrichtungen der Stiftung Mathias Spital und in einer zweiten Phase der Validierung der Referenzinstrumente weitere fünf Gesundheitseinrichtungen in ganz Nordrhein-Westfalen.
Zeitraum:
2012-2015
Förderung:
Das Projekt ampaq wurde im Rahmen der Veranstaltung "Best Practice Gesundheit.NRW" am 18. Juli in den Rheinterrassen Düsseldorf als eines der Siegerprojekte des NRW-EU-EFRE-Ziel2-Wettbewerbs "IuK und Gender Med.NRW" prämiert. Es wird mit Mittel des Europäischen Sozialfonds und Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Weitere Informationen und Ergebnisse:
http://ampaq.de
Projektmaterialien und Publikationen:
Schulte Hemming, A. mit Bäckström, B. & Drube, P. (Juli 2015). Gender Bias in der Pflege - Erkennen und Vermeiden, CNE-Lerneinheit, Thieme-Verlag, Stuttgart (Online-Version)
Schulte Hemming, A. mit Bäckström, B., Drube, P., Steernberg, Y., Franke. A. (2015). Gender in der Personalorganisation greifbarer und planbarer machen. In: Transfaer. Impulse für Arbeit, Bildung, Gesundheit, Lebensqualität, Ausgabe 1/2015, S. 8-10
Schulte Hemming, A. & Bäckström. B. (2014). Gendersensible Patientenversorgung - das Projekt ampaq. In: Transfaer. Impulse für Arbeit, Bildung, Gesundheit, Lebensqualität, Ausgabe 4/2014, S. 32-33
Marcus Flachmeyer & Andreas Schulte Hemming (2015). Jämställdhet & Vereinbarkeit von Familie und Beruf - Hand in Hand? Analyse von schwedischen Modellen, Methoden, Verfahren und Instrumenten der Gleichstellung der Geschlechter hinsichtlich ihres Beitrags in der Entwicklung von Familienfreundlichkeit im Gesundheitswesen in Deutschland >>> Download
Schulte Hemming, A. mit Hamberg, K. & Bäckström, B. (2014). Gender Bias in der Gesundheitswirtschaft - Empirische Ergebnisse und instrumente der praktischen Anwendung in Organisationen. In: Vielfalt erkennen - Strategien für einen sensiblen Umgang mit unbewussten Vorurteilen, hrsg. von Charta der Vielfalt e.V., Berlin 2014, S. 70-75
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